"Eine 'Gelehrtenrepublik' der Frauen?"

Volltext

[S. 279] 2. Eine „Gelehrtenrepublik“ der Frauen?

Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791), Dichter des Sturm und Drang, über gelehrte Frauen und Schriftstellerinnen: „Ganz Europa wimmelt derzeit von gelehrten Weibern; in Spanien haben Weiber eine gelehrte Gesellschaft errichtet; in Frankreich ist’s Hochton unter Damen, in den Versammlungen über Grössenlehre, Metaphysik, Naturlehre, Staatskunst, Geschichte, schöne Wissenschaften zu sprechen; in England sind Weiber im Besitze des Romanschreibens, in Russland präsidiert eine Dame in der Akademie; -- und in Deutschland?—gibt’s derzeit 50 Schriftstellerinnen und darunter 20 Dichterinnen. – Was soll das Alles werden?...
Möchte wohl wissen, ob König Salomo, wenn er zurückkäme in diese Welt, sein Ideal eines trefflichen Weibes, so wie es seyn muss, wenn sie ihres Mannes Herrlichkeit ist, vertilgen, und dagegen ein anderes aufstellen würde, wie ein Weib mit sieben Zungen reden, Verse machen, Romane schreiben, philosophieren, freigeisten, im Kathedertone sprechen, die Doktoren und Professoren belehren soll, indess – die Kinderstube, Küche und Keller, Haus und Hof, Garten und Feld vernachlässigt wird.“
(Zit. nach: Andrea van Dülmen (Hrsg.): Frauen: Ein historisches Lesebuch, München 1989)